Rezepte gegen die Angst – Bilderfasten

Ich hatte das große Privileg, in meiner Studienzeit im Jahr 1980/81 die hervorragende japanische Logikerin Hide Ishiguro vom University College London als persönliche Tutorin zugeteilt zu bekommen. Ich musste mit meinem Kollegen wechselweise Texte lesen und dazu Kurzreferate vorbereiten. Einmal erzählte sie uns eine Geschichte, die mir hängenblieb: Als in Japan durch europäische Händler im 16. Jahrhundert Feuerwaffen eingeführt wurden, veränderte sich das Kriegswesen. Einige Schlachten waren so brutal – etwa die, die in Akira Kurosowas Film Kagemusha erzählt wird – dass Japan sich mindestens für eine kurze Zeit darauf einigte, die Feuerwaffen zu bannen. Das ist ein interessantes historisches Beispiel dafür, dass eine vermeintlich unumgängliche technologische Revolution rückgängig gemacht werden kann, weil man verstanden hat, dass sie verheerende Folgen hat. Wir wissen, dass das leider nicht auf Dauer war. Aber es ist möglich.

Kann eine vermeintlich unumgängliche technologische Revolution rückgängig gemacht werden?

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Rezepte gegen die Angst – Transformation durch Verzicht. Eine Besprechung von Stefan Brunnhubers Buch „Die Kunst der Transformation“

Dass wir in Krisenzeiten leben, braucht nicht extra gesagt werden, auch nicht, dass wir für die Überwindung der Krisen eigentlich keine guten Rezepte haben. Aber was wir wirklich benötigen ist eine zusammenschauende Analyse der verschiedenen Krisen, der partikularen Lösungsansätze und daraus entwickelt einige Ideen, die wirklich funktionieren könnten. Wenn wir uns das nachhaltige Überleben der … Weiterlesen

Das Christentum ist eine Erfahrungsreligion

Religionswissenschaftler ordnen das Christentum, zusammen mit Islam und Judentum, den Buch- oder Offenbarungsreligionen zu. Damit meinen sie: diese Religionen stützen sich auf Offenbarungen, die angeblich von Gott stammen und in heiligen Büchern von Propheten oder Religionsgründern niedergeschrieben sind. An diese Offenbarungen muss man „glauben“, damit man zum Heil kommt oder dazugehört. Ich halte das für eine Verkennung der Tatsachen. Christentum ist eine Erfahrungsreligion (wie im Übrigen vermutlich auch die anderen beiden Religionen, zumindest im Kern und im Ursprung; aber da ich sie zu wenig kenne, will ich mich dazu nicht äußern). Sie beruht auf – inneren und äußeren – Erfahrungen der Gründer des Christentums und all jener, die zu seiner Verbreitung und Veränderung, seiner Gestaltung und Auswirkung beigetragen haben.

Karl Rahner hat dies klar gesehen und prophezeit, dass der Christ der Zukunft ein Mystiker sein werde oder gar nicht mehr existieren würde. Dies zeigt uns die Brücke: Mystiker sind Menschen, die über ihre innere Erfahrung Zugang zu einer Wirklichkeit erlangen, die vor unser aller Augen liegt, die aber den meisten nicht auffällt, weil sie zu sehr mit sich selber oder mit irgendwelchen Ideen beschäftigt sind. Diese Erfahrung interpretieren sie dann – notgedrungen, denn wir können nicht umhin, unsere Erfahrungen zu interpretieren – und zwar meistens im Rahmen der Bilder und Motive, die sie aus ihrer Kultur, Erziehung und Zeit her kennen. Wenn Rahner meint, der Christ der Zukunft – also alle Christen – müssten Mystiker werden, so meint er damit: Christen müssen, wenn sie in einer zukünftigen Welt Bestand haben wollen, ihre Religion von innen her, also durch eigene Erfahrung nachvollziehen. Oder anders ausgedrückt: Sie müssen sich selber um innere Erfahrung bemühen oder sich ihr öffnen, damit sie ihre Religion besser verstehen und sie von innen heraus beleben können.

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Gesundheit – Ordnung – Krankheit – Chaos: Muster in Medizin und Heilkunde

Hier ein Veranstaltungshinweis in eigener Sache: am Samstag, 5. März 2016 findet im DAI Heidelberg, Haus der Kultur eine Veranstaltung unter dem Titel „Sinn des Lebens“ statt. Das gesamte Programm finden Sie hier: http://dai-heidelberg.de/de/veranstaltungen/sinn-des-lebens-5-12640/ Um 11:30 Uhr referiere ich zum Thema „Gesundheit – Ordnung – Krankheit – Chaos: Muster in Medizin und Heilkunde“ „Wenn die … Weiterlesen

Hat Spiritualität etwas in der Medizin zu suchen?

Einige Gedanken anlässlich einer Tagung in Wien – und ein bisschen Ketzerei angesichts grassierender Fundamentalismen

Spiritualität war als Thema innerhalb der Wissenschaft lange Zeit komplett tabu und ist es in weiten Bereichen immer noch. Das hat viele Gründe, drei davon will ich kurz anreißen und einige Gedanken zu den Konsequenzen und zu unserer jetzigen Situation anschließen.

Unsere Wissenschaft hat seit den Zeiten Galileis und anderer großer Geister im 16. und 17. Jahrhundert sehr große Fortschritte im Verständnis der Natur gebracht und sich dadurch oder sozusagen en route auch gegen ein dogmatisch von kirchlichen Behörden vorgegebenes religiöses Weltverständnis gewandt. Insofern war Wissenschaft ein großer Motor der Aufklärung und ein aufklärerisches Verständnis der Wissenschaft ist auch heute noch für viele synonym mit Antidogmatismus und antireligiösem Sentiment. Wissenschaftliche und dogmatische Konzepte davon wie die Welt funktioniert vertragen sich schlecht.

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