Die Relevanz von Forschung im Bereich Bewusstsein, Spiritualität und Neurowissenschaft

Gerade habe ich vom Springer-Verlag den Bericht über unsere Bücher in der von Stefan Schmidt und mir herausgegebenen Reihe „Neuroscience – Consciousness – Spirituality“ erhalten. Seit Erscheinen wurden E-Versionen der Kapitel mehr als 30.000 mal herunter geladen, 160 Leser haben sie 40 mal zitiert. Der zweite Band in der Reihe – „Meditation- Neuroscientific Approaches and Philosophical Implications“ hat den ersten mit mehr als 42.000 Kapitel-Downloads und 202 Lesern sogar überrundet. Und auch die englische Version meines Spiritualitätsbuches, das vor Jahren beim Drachen-Verlag erschienen ist und seit geraumer Zeit in zweiter Auflage vorhanden ist, ist trotz des bei Springer leider sehr stolzen Preises mehrfach zitiert und verzeichnet mehr als 3.000 Kapitel-Downloads, obwohl noch nicht so lange erschienen.

Damit gehören die ersten beiden Bände zu den 50% bzw. 25% am meisten gelesenen Büchern bei Springer. Das freut mich, denn es zeigt: das Thema „Spiritualität und Bewusstsein“ erhält, gerade auch in der Kombination mit neuropsychologischen Betrachtungen, wissenschaftliches Momentum. Es wird wahrgenommen. Es befruchtet Leser und führt dazu, dass der wissenschaftliche Publikationsprozess diese Bereiche mit berücksichtigt.

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Marsch an die Tastatur für die Wissenschaft

Ein paar Gedanken zur Wissenschaftsdebatte um alternative Fakten und die Bedeutung der Wissenschaft und warum wir marschieren müssen

Statt mich in eine Menschenmenge zu stellen und Beteuerungen über die Bedeutung der Wissenschaft anzuhören, nütze ich lieber die Zeit in der Bibliothek, um ein Rechercheprojekt zum Abschluss zu bringen. Und ich schreibe noch ein paar Zeilen über die Bedeutung der Wissenschaft: warum es wichtig ist, dass marschiert wird für die Wissenschaft. Dieser Beitrag ist also mein persönlicher „Marsch“.

Schon allein die Tatsache, dass Zweifel an der Bedeutung der Wissenschaft angemeldet werden kann, ist in sich selbst ein Beleg für die Bedeutung der Wissenschaft.

Wie kann es so weit kommen, dass man öffentlich zur Kundgebung über die Bedeutung der Wissenschaft, der Faktizität, der Glaubwürdigkeit von Wissenschaft aufrufen muss? Ist es nicht eine Selbstverständlichkeit, dass Wissenschaft wichtig ist? Schließlich hätten wir ohne sie nicht mal die Twitter-, Facebook- und Internetsysteme, über die heute auch alternative – und auf jeden Fall nicht nur virtuelle – Wirklichkeiten und Fakten gestreut werden.

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Inhalt und Kontext lassen sich nicht trennen

Ein paar (weitere) Gedanken zu unserem Methodenartikel über die mangelnde Übertragbarkeit hierarchischen Denkens in der Methodologie

Vor kurzem haben Martin Loef und ich einen Aufsatz im Journal of Clinical Epidemiology publiziert, in dem wir das hierarchische Denken in der Methodologie kritisiert haben [1]. Wir argumentierten, im wesentlichen, dass es kurzsichtig ist, die wissenschaftliche Brauchbarkeit von Befunden nur davon abhängig zu machen, wie intern valide – also wie methodisch stringent – ein Befund ist. Denn, so das Argument, mit steigender interner Validität sinkt in der Regel die externe Validität und damit die Brauchbarkeit des Befundes. Wenn wir nur auf die interne Validität sehen, dann haben wir am Ende viele wissenschaftlich gültige Befunde, die in der Praxis unbrauchbar sind.

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Hat Spiritualität etwas in der Medizin zu suchen?

Einige Gedanken anlässlich einer Tagung in Wien – und ein bisschen Ketzerei angesichts grassierender Fundamentalismen

Spiritualität war als Thema innerhalb der Wissenschaft lange Zeit komplett tabu und ist es in weiten Bereichen immer noch. Das hat viele Gründe, drei davon will ich kurz anreißen und einige Gedanken zu den Konsequenzen und zu unserer jetzigen Situation anschließen.

Unsere Wissenschaft hat seit den Zeiten Galileis und anderer großer Geister im 16. und 17. Jahrhundert sehr große Fortschritte im Verständnis der Natur gebracht und sich dadurch oder sozusagen en route auch gegen ein dogmatisch von kirchlichen Behörden vorgegebenes religiöses Weltverständnis gewandt. Insofern war Wissenschaft ein großer Motor der Aufklärung und ein aufklärerisches Verständnis der Wissenschaft ist auch heute noch für viele synonym mit Antidogmatismus und antireligiösem Sentiment. Wissenschaftliche und dogmatische Konzepte davon wie die Welt funktioniert vertragen sich schlecht.

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Warum wir ein Modell für nicht-lokale Effekte benötigen und wofür

Deutscher Begleittext zu
„Parapsychological Phenomena as Examples of Generalized
Nonlocal Correlations—A Theoretical Framework“
HARALD WALACH, WALTER VON LUCADOU, HARTMANN RÖMER

Eines des beliebtesten Vorurteile aller Zeiten ist es zu glauben, dass gerade wir, die wir jetzt leben „modern“ sind im Vergleich zu denen, die vor uns waren, und dass es wir also besser können und besser gemacht haben als diese. Das sieht man daran, dass der Begriff „die Modernen“ schon im Mittelalter von den scholastischen Philosophen für sich selbst verwendet wurde, um etwas altbackene Autoren zu kennzeichnen, gegen die man sich gerne abgrenzte. Umgekehrt kommt auch der Topos immer wieder vor, dass früher alles viel schöner war und die Heutigen, die Modernen viel schlimmer sind als alles, was früher war, in den goldenen Zeiten also. Einen solchen Topos findet man schon bei dem athenischen Redner Demosthenes, der sich über die Untugend der Jugend beschwert. Keine der beiden Sichtweisen ist besonders sinnvoll. Denn wir machen Fortschritte auf manchen Gebieten, Rückschritte auf anderen, treten auf der Stelle auf wieder anderen, und wie man den Erfolg summarisch bemessen sollte ist aus meiner Sicht extrem schwierig (siehe meinen Blog zum „Fortschritt“).

So ist es auch mit unserem „modernen wissenschaftlichen Weltbild“. Es gibt nicht wenige Zeitgenossen, die diesen Begriff als Chiffre dafür verstehen, dass wir heute bestimmte Dinge unhintergehbar wissen und festgestellt haben und es deshalb andere Dinge mit Sicherheit nicht geben wird oder kann. Zu den Dingen, die wir zu wissen scheinen gehört die Vorstellung, dass unser Universum kausal durchstrukturiert und durchdeterminiert ist. Daraus leiten manche dann die Idee ab, dass unser Bewusstsein als eigene Entität lediglich abgeleitet von der Materie vorstellbar ist und also auch die Fähigkeit, sich mehr oder weniger frei für etwas zu entscheiden auch nur eine Art wohlwollender Täuschung eines kausal geschlossenen Universums ist. Sie sagen, dass das Universum dem Bewusstsein des Menschen vorgaukelt, es sei ein Akteur, wo es doch bloß eine zuschauende Instanz ist, die vom deterministisch und kausal geschlossenen Universum seine Handlungsoptionen empfängt und umsetzt.

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