In der Coronakrise zwischen der Skylla der Leichtgläubigkeit und der Charybdis der Verschwörungstheorien segeln
Gedanken zu Mattias Desmets neuem Buch „The Psychology of Totalitarianism“ (London: Chelsea Green, 2022, 231 Seiten, 32,50 €, hardcover)
In der Coronakrise sieht man im Wesentlichen zwei Lager: Diejenigen, die das Mainstream-Narrativ vom Coronavirus weitgehend für wahr halten und diejenigen, die dieses Narrativ – manchmal laut, manchmal leise – hinterfragen. Die erste Gruppe nenne ich im Folgenden, der Einfachheit halber, die Gläubigen, die anderen die Zweifler.
Die Zweifler haben meistens ein großes Problem: nämlich zu verstehen, wie es möglich ist, dass so viele ihrer – durchaus intelligenten – Zeitgenossen einem so offensichtlich falschen Narrativ aufsitzen, das die Gläubigen für wahr halten. Zu dieser Gruppe der Zweifler zähle ich mich auch. Viele in dieser Gruppe suchen dann nach Erklärungen und landen dann sehr oft bei dem einen oder anderen Verschwörungsnarrativ. Ein solches Verschwörungsnarrativ erklärt dann, dass irgendeine Gruppe – die Pharmaindustrie, die Finanzindustrie, sinistre Gruppierungen in den Hinterzimmern der Politik, eine Satanistenbande, das World Economic Forum (WEF), eine geheime Weltregierung, die „Eliten“ – das Ganze angezettelt habe, um ihre eigene Agenda voranzubringen. Ich kann gut verstehen, warum Menschen solche Theorien als Erklärung suchen und sie oft für plausibel halten, aber ich persönlich finde sie meist eher unzureichend als Erklärung.