Selbstheilung – die Medizin denkt um

Unser Organismus ist in der Lage, alle Prozesse bereitzustellen, die er braucht, um sich gesund zu erhalten und um zu genesen, wenn er krank geworden ist. Dabei sprechen wir von Selbstheilung. Therapeutische Interventionen sollten das Ziel haben, diese naturgegebene Fähigkeit zu unterstützen, zu fördern und klug zu nutzen.

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Von der Kunst nichts zu tun – Einige Gedanken und eine Einladung zu einem Symposion

Wir veranstalten am 22. Mai 2015, einem Freitag Nachmittag, in den Räumen der Berliner Repräsentanz der Robert-Bosch-Stiftung mit Unterstützung der Carstens-Stiftung ein Symposion, in dem wir den Fragen, die ich hier anschneide, nachgehen wollen: Ist im medizinischen Kontext – und vielleicht auch anderswo – Nicht-Handeln vielleicht manchmal sogar besser als Handeln und Intervenieren? Wie kommt es, dass wir uns überhaupt diese Frage stellen und stellen müssen? Und warum fällt es uns so schwer? Das Symposion ist frei und für alle zugänglich, allerdings ist eine Anmeldung nötig, der Einladungsflyer dient dann als Eintrittskarte.

Peter C. Gøtzsche, dessen Buch „Deadly Medicines“ ich vor einer Weile besprochen habe und das jetzt auch auf Deutsch vorliegt eröffnet den Reigen. Er vertritt ja bekanntlich die These, dass wir über die meisten Medikamente viel zu wenig wissen, dass die wenigsten wirklich effektiv sind und die meisten zu viele Nebenwirkungen haben, so dass Nebenwirkungen von Medikamenten mittlerweile die Todesursache Nummer 3 in den westlichen Ländern seien.

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Versicherungen herhören: Komplementärmedizin ist billiger…

…und Homöopathie anscheinend doch kein Placebo

Wir hören überall, unser Gesundheitswesen werde langsam unbezahlbar. Beinahe in allen Ländern der EU steigen die Gesundheitskosten stärker als die Wirtschaftsleistung. Also müssen wir uns die höheren Kosten der Gesundheit anderswo absparen, z.B. bei der Bildung (beim Militär geht nicht, wie wir gerade vorgeführt bekommen). Viele schließen dann auch gleich draus, also müssen wir uns auch Luxusstückchen wie naturheilkundliche Versorgung verkneifen, denn, so das landläufige Argument, die verteuert ja die Kosten noch mehr.

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Placebologie – das Ende einer Ära?

Vor kurzem war ich auf einer Tagung zum Thema „Placebo“ eingeladen, die das Ethik-Zentrum der Universität Zürich auf dem Monte Veritá in Ascona veranstaltete. Etwa 80 Leute waren da versammelt, darunter viele von denen, die sich schon seit Jahren Gedanken über die Wirkung und Wirkungsweise von Placebos machen. „Placebos“ sind ja jene Substanzen, die in klinischen Studien zur Kontrolle eingesetzt werden. Sie enthalten keine pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffe und dienen daher dazu, die sogenannten „Kontexteffekte“, die „Erwartungseffekte“ oder allgemeiner: die psychologischen Effekte abzupuffern, die bei jeder Behandlung entstehen, damit man die „reine“ Wirkung einer Substanz beurteilen kann.

Dieses Vorgehen läutete in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die pharmakologische Ära ein. Sie verhieß, dass bald für alle möglichen Krankheiten eine pharmakologische Substanz vorhanden sein würde, die sie heilen kann. Die ersten wirksamen Arzneimittel dieses Typs waren, nach den Opiaten zur Schmerzbehandlung, die Antibiotika. Diesen folgten viele andere. Immer mußte man ihre Wirksamkeit nachweisen. Sie müssen wirksamer sein als der Behandlungskontext, also wirksamer als Placebo.

Interessanterweise ist nun das Placebo, genauer gesagt: die therapeutischen Prozesse, die durch Placbobehandlungen ausgelöst werden, in den Focus der Wissenschaft geraten.

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Pseudomaschinen – 1

„Pseudomaschinen“ … sind Gerätschaften oder Zusammenhänge, die den Anschein erwecken, als würden sie kausal funktionieren, dies aber gar nicht tun.

Der Begriff „Pseudomaschinen“ wurde von meinem Kollegen Walter von Lucadou aus Freiburg geprägt. Man versteht ihn, wenn man weiss, was er mit „Maschinen“ meint. Maschinen sind kausal funktionierende Apparate, Autos zum Beispiel. Wir wissen wie sie funktionieren, verstehen ihre Prinzipien und können sie deshalb zuverlässig erzeugen, steuern und reparieren. Das Prinzip kann man auch auf andere Bereiche anwenden. In der Medizin denken die Leute auch, man habe es mit „Maschinen“ zu tun, also mit kausal gesteuerten Zusammenhängen, sowohl im Körper, als auch bei dessen „Reparatur“. Das ist aber, bis auf wenige Ausnahmen, ein Irrtum, finde ich. Genauer gesagt, es mag vielleicht kausale Zusammenhänge geben, nur verstehen wir sie im Einzelfall nicht gut genug, und die Interventionen, die wir verwenden, haben zwar auch einen ursächlichen Hintergrund, aber funktionieren tun sie aus ganz anderen Gründen. Damit kommen wir zu den „Pseudomaschinen“. Das sind Gerätschaften oder Zusammenhänge, die den Anschein erwecken, als würden sie kausal funktionieren, dies aber gar nicht tun.

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