Ohne Impfung 18 Millionen mehr Tote weltweit? – Wirklich?

Leuten wie mir wird ja gerne vorgeworfen, wir würden die hochrangig publizierten Daten zur Gefährlichkeit von SARS-CoV2 und der Wirksamkeit der Impfungen nicht zur Kenntnis nehmen. Ich tue das sehr wohl und will hier die Gelegenheit ergreifen, ein paar Sätze dazu zu sagen.

Die neueste Publikation in Lancet Infectious Diseases [1] schätzt, dass die Covid-19-Impfungen 18 Millionen Covid-19 Tote verhindert haben. Das ist eine steile Behauptung angesichts der Tatsache, dass weltweit bis heute 6,4 Millionen Tote, die mit oder an Covid-19 gestorben sind, gemeldet sind (https://ourworldindata.org/covid-deaths, Zugriff 2.8.22; siehe Abb. 1)

Abbildung 1 – Kumulative Anzahl der Covid-19 Todesfälle, https://ourworldindata.org/covid-deaths, Zugriff 2.8.22  

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Affenpocken – Verschwörung(stheorie) für Fortgeschrittene…

und einige Gedanken zu prospektiven Tests einer solchen Theorie

Wenn man „Affenpocken“ in Internetsuchmaschinen eingibt, kommen als Erstes Agenturmeldungen von Reuter und Co, die „Verschwörungstheorien“ zu Affenpocken entlarven. Da fragt sich die geneigte Leserin: Warum muss das so prominent erwähnt sein? Wir prüfen, was genau Anlass zu einer Verschwörungstheorie gegeben haben könnte und wie man allenfalls diese Verschwörung prospektiv, also in die Zukunft hinein, überprüfen könnte.

Affenpocken

Affenpocken, so lernt man aus einer jüngst im Journal of the American Medical Association (JAMA) publizierten Informationskolumne [1], sind ein an sich für Menschen relativ harmloses Virus aus der Pockenfamilie, dessen Endwirt nicht der Mensch, sondern kleine Nager wie Ziesel, Präriehunde etc. sind. Als DNA-Virus ist das Affenpockenvirus wesentlich stabiler und mutiert daher auch nur langsam und wenig. Der Arzt und Biochemiker, der unter dem Pseudonym Jochen Ziegler auf Achgut schreibt hat einen sehr lesenswerten Beitrag dazu geschrieben. Daher brauche ich das nicht zu wiederholen.

Normalerweise erkranken in unseren Breiten pro Jahr 2-4 Leute daran; die Infektiosität ist gering und liegt unter R0 =1. Das heißt, ein Erkrankter steckt im Normalfall weniger als einen anderen an. Daher ist die Gefahr einer Epidemie vernachlässigbar, wenn man die Ausschläge der Kranken nicht berührt bzw. ihnen nicht zu nahekommt. Zum Vergleich: R0 lag zu Beginn der SARS-CoV2 Ausbreitung bei ca. 2,5 bis 3 und ist offenbar mit der Omikron-Variante höher. Die Zahl liegt für typische Virenerkrankungen wie Masern bei etwa 6-8.

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Intensivstationen, Impfpflicht und mehr

Wir beginnen heute mit einem kleinen Quiz. Ich habe vor Kurzem folgenden Text zu den katastrophalen Zuständen auf deutschen Intensivstationen in einer wissenschaftlichen Zeitschrift gefunden. Dort wird über eine Umfrage unter den Pflegenden berichtet, und die Autoren schreiben:

Intensivmedizin – Versorgung der Bevölkerung in Gefahr

Auf die Frage nach einer generellen Unzufriedenheit im Beruf antworteten 68 Prozent [der befragten Intensivpflegenden] mit einem „Ja“. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren empfanden 97 Prozent der Befragten.“ 97 % sagen, dass die Arbeitsbelastung deutlich zugenommen hat und die Arbeitsbedingungen sich deutlich verschlechtert haben. 37 % wollen den Beruf verlassen, 34 % wollen die Arbeitszeit reduzieren. „Die Gründe für die von den Intensivpflegenden genannten schlechten Arbeitsbedingungen liegen klar auf der Hand. Zu ihnen zählen die hohe Arbeitsbelastung, geringe Wertschätzung insbesondere durch die Krankenhausträger, schlechte Betreuungs- und Personalschlüssel sowie die mäßige Bezahlung.“

Preisfrage: Aus welchem Jahr stammt dieser Text?

Er stammt aus dem Jahr 2019 und bezieht sich auf eine Umfrage aus der Zeit davor [1]. Der Intensivmediziner Karagianidis hat schon damals, am 8. März 2019, Alarm geschlagen und geschrieben, die Versorgung der Bevölkerung sei in Gefahr. Und zwar nicht, weil wir zu wenig Kapazitäten haben, sondern weil wir zu schlecht mit unserem Personal umgehen. In derselben Arbeit stellen Karagianidis und Kollegen fest: Deutschland hat mit Abstand die meisten Intensivbettenkapazitäten in Europa. Die Probleme sind struktureller Natur: Die Pflegenden werden zu schlecht bezahlt. Die Kliniken, vor allem die privaten, wollen (und müssen) Gewinne machen und tun dies, indem sie Personalkosten einsparen. Die Arbeitgeber geben den Pflegenden zu wenig Wertschätzung in Form von angemessener Bezahlung, flexiblen Diensten, ausreichend Zeit etc. Es lohnt sich, die Grafiken der Statistiken in der Originalarbeit anzusehen. Sie sagen alles, was man wissen muss.

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Brücken zwischen Psychotherapie und Spiritualität – mein neues Buch ist erschienen

Mein neues Buch ist jetzt erschienen. Es befasst sich mit der Verbindung zwischen Spiritualität und Psychotherapie.

Darin argumentiere ich dafür, dass Spiritualität im Bereich der Psychotherapie hilfreich sein kann, als Ressource für Therapeuten und Patienten gleichermaßen. Ich verwende auch einen Teil der begriffsarchäologischen Arbeit dafür, das Tabu, das zwischen Spiritualität und Psychotherapie bzw. Wissenschaft liegt, argumentativ zu durchbrechen. Dabei hilft die Unterscheidung zwischen: 1. Wissenschaft als nüchternem Geschäft, die Wahrheit über die Welt und ihre Zusammenhänge herauszufinden und 2. Wissenschaft als Weltanschauung oder Religion. Diese neumodische Weltanschauung, die sich unter verschiedenen Begriffen wie „Naturalismus“, „naturwissenschaftliche Weltanschauung“, „Materialismus“, „neuer Atheismus“ allgemein verbreitet hat, ohne dass ihr religiöser Charakter offensichtlich ist, verorte ich – mit ihren Auslegern – als Religion.

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Wissenswertes zu SARS-CoV2: Teil 3 – Die Folgen der Maßnahmen (Gastbeitrag)

Lesen Sie hier Teil 1 – Das verdammte Virus
Lesen Sie hier Teil 2 – Wer erkrankt und wer ist gefährdet?

Teil 3 – Die Folgen der Maßnahmen

Ein Gastbeitrag von Wolf Bertling und Stefan Rohmer

Medizinische Folgen

Durch die Maßnahmen sind möglicherweise in der Anfangsphase bis Mitte März weniger Leute gestorben, ab Ende März aber sind wohl mehr Leute an Corona gestorben als es ohne die Maßnahmen der Fall gewesen wäre. Einfach deshalb, weil sich durch die Maßnahmen das Abklingen der Erkrankungswelle sehr lange hingezogen hat und immer noch hinzieht. Aber wären denn wirklich signifikant mehr Leute an Corona gestorben?

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