Interview in der R+V BKKiNFORM 03/2015: das Wesentliche

Die aktuelle R+V Mitgliederzeitung BKKiNFORM #3/2015 hat ein Interview mit mir publiziert: Loslassen – bis das Wesentliche übrig bleibt Spiritualität genießt in unserer naturwissenschaftlich geprägten Kultur nicht den allerbesten Ruf. Sie gilt vielen als selbst gestrickter Religionsersatz, Aberglaube oder esoterische Spinnerei. Der Wissenschaftler und Gesundheitsforscher Prof. Dr. Dr. Harald Walach hat sich mit Geschichte, Wesen … Weiterlesen

Kann man Fortschritt ingenieurtechnisch erzeugen?

Ich führe gerade im Rahmen eines Evaluationsprojektes Interviews durch und habe unlängst von meinen Interviewpartnern im Gesundheitsamt von Berlin Tempelhof-Schöneberg gelernt: wenn Mitarbeiter des Gesundheitsamtes einen Brief aus dem Amt in Lichtenrade in die Außenbezirke des gleichen Bezirks schicken wollen, mit einem Postunternehmen, das einen Cent billiger ist als die normale Post, dann sammelt dieses Unternehmen die Briefe und trägt erst aus, wenn es in der Straße oder im Bezirk etwas mehr zum Zustellen gibt. Und das kann dann schon mal 8 bis 9 Tage dauern. In Berlin. Im 21. Jahrhundert. Im gleichen Bezirk. Fortschritt?

Das ist ja jetzt nur ein winziges Beispiel; ich bin sicher, wenn ich eine Webseite aufmachen würde, bei der sich alle Zeitgenossen über ihre Erfahrungen in Sachen Fortschritt ausweinen könnten, wäre bald ein buntes Sammelsurium abstruser Geschichten zusammen, die der Briefpost von Lichtenrade Mitte nach Lichtenrade Randbezirke in nichts nachstehen. [1]

Ich bin nicht gegen Fortschritt. Der ist ja bekanntlich nicht aufzuhalten, und alle Fortschrittsgläubigen blasen ja ins Jagdhorn des frohen Morgen, an dem alles anders und vor allem besser wird. Nur stimmt das denn wirklich, frage ich mich manchmal?

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Interview: „WERTE KOMMEN AUS INNERER ERFAHRUNG“

In unserer modernen Wissenschaftskultur haben wir eine klare Vorstellung davon, wie wir die Welt von außen verstehen müssen. In dieser materiellen Ordnung der Welt kommen Werte jedoch nicht vor. Bisher beruhten unsere ethischen Grundlagen auf dem kulturellen Konsens, vermittelt durch die christlich-jüdische Tradition. Doch die Religion ist heute keine gemeinsame Basis mehr. Daher müssen wir … Weiterlesen

Wie kommen wir zu Werten und Wertentscheidungen? Warum wir (unter anderem) eine Kultur des Geistes brauchen

Zusammenfassung eines Vortrages gehalten am 22.Mai 2014 anlässlich des 30. jährigen Bestehens der Oberbergkliniken auf dem Symposion „Psychosomatik 2020“ in Berlin.

Es ist eine Binsenweisheit: jede Handlung enthält eine Wertentscheidung. Wenn wir uns entscheiden Zeitung zu lesen, statt mit unseren Kindern zu spielen oder mit unserer Partnerin zu reden, so geben wir dem einen – im Moment – den Vorzug vor dem anderen und haben eine Wertentscheidung getroffen. Ohne eine solche Entscheidung funktioniert Handeln nicht. Allerdings wäre es zu kompliziert, dauernd bewusst zu entscheiden, denn wir müssen ja laufend handeln und können es uns nicht leisten, jedes Mal von Neuem zu klären, nach welchem Wert wir vorgehen wollen, oder was uns wichtiger ist. Daher handeln wir meistens nach verinnerlichten Werthierarchien. Wo kommen diese her? Darauf gibt es eine sehr kurze, eine kurze und eine lange Antwort (wenn nicht noch mehr).

Wir handeln meistens nach verinnerlichten Werthierarchien. Wo kommen diese her?

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Studie: Nur wer sich um sich kümmert, kann sich auch gut um andere kümmern

Ich greife heute eine ganz neue Studie auf, die ich für bemerkenswert halte: West und Kollegen haben in JAMA Internal Medicine, also dem Spezialjournal des Journals of the American Medical Association – früher hiess es „Archives of Internal Medicine“ – gerade eben eine Studie publiziert [1], in der sie untersuchten, wie sich ein Training, das auf das Wohlbefinden der Ärzte ausgerichtet war, auf ihre Zufriedenheit im Beruf und ihre Professionalität auswirkte. Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Wir wissen aus einer klassischen Studie, dass sich das Mitgefühl und die Fähigkeit sich in andere einzufühlen im Verlaufe des Medizinstudiums drastisch und bedenklich verschlechtern [2]. Junge Medizinstudenten kommen voller Enthusiasmus ins Studium, verlieren ihren Idealismus gründlich und werden dann, wenn es dumm kommt, im Verlaufe ihres Arztberufes immer zynischer und brennen schließlich selber aus. Daher war es schon ein Signal allerersten Ranges, dass das JAMA vor ein paar Jahren eine Studie zu einem Achtsamkeitstraining für Ärzte publizierte, eine der ganz wenigen unkontrollierten Beobachtungsstudien die überhaupt je in diesem Journal publiziert wurden [3], die zeigte, dass durch ein Achtsamkeitstraining diese Dynamik umgedreht werden kann. Auf den Punkt gebracht: wer sich einfühlsam um sich selber kümmert, der wird auch fähig, sich um andere zu kümmern. Das gilt nicht nur für Ärzte, sondern für jedermann, würde ich schätzen.

Junge Medizinstudenten kommen voller Enthusiasmus ins Studium, verlieren ihren Idealismus gründlich und werden dann, wenn es dumm kommt, im Verlaufe ihres Arztberufes immer zynischer und brennen schließlich selber aus.

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