Praktische Verschwörung(stheorie) 2: Voraussagen

Wir haben im letzten Blog die Funktion von Theorien und mögliche (Verschwörungs-)Theorien zum Verständnis der Coronakrise beleuchtet. Ich sagte dort, dass eine wichtige Funktion von Theorien und theoretischen Modellen die Vorhersage ist. Das bedeutet konkret: Man überlegt sich, was, wenn eine Theorie stimmt, noch alles passieren müsste oder folgen sollte.

So werden wissenschaftliche Theorien getestet: Man leitet sog. „Vorhersagen“ ab, also Konsequenzen aus der Theorie, die man dann empirisch oder experimentell testet. Aus der Quantentheorie hat man über 350 experimentelle Vorhersagen abgeleitet, sie experimentell getestet und in keinem Fall hat der experimentelle Test die Theorie widerlegt. Daher gilt diese Theorie als eine der am besten bestätigten Theorien in der Wissenschaft.

Wie funktioniert eine solche Vorhersage und Testung? Ein Beispiel aus der Corona-Impfstrategie: Wenn es stimmt, dass die mRNA-Vakzine Blutgerinnsel auslösen, wie Impfkritiker sagen, dann müsste man in der Blutdiagnostik Zeichen dafür finden, nämlich d-Dimere. Das sind Spaltprodukte des Fibrins, also eines Eiweißproduktes, das bei Blutgerinnung entsteht. Nach meinen persönlichen unsystematischen Befragungen verschiedener Ärzte ist das so: Nach Covid-19 Impfungen werden vermehrt solche d-Dimere gefunden, vor allem wenn Menschen über Probleme berichten.

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Praktische Verschwörung(stheorie)

Verschwörungstheorien in der Corona-Krise

Theorien

Es gibt nichts Praktischeres als eine Theorie“, soll Einstein gesagt haben. Egal ob echt oder gut erfunden, dieser Spruch ist gut. Ich will daher in diesem Blog einmal die Funktion von Theorien beleuchten, in der normalen Wissenschaft, aber auch in der Corona-Krise, wo ja – Teufel bleib mir vom Leib – vor allem „Verschwörungstheorie!“ gerufen wird und dann das Denken abgleitet.

Was also ist das „Praktische“ an einer Theorie? Theorien im weitesten Sinne leiten unsere Wahrnehmung. Sie drücken aus, was wir aufgrund unseres Vorwissens erwarten. Die Alltagstheorie, dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht, ist so eine gebündelte Erfahrung. Das Bündeln früherer Erfahrungen in eine Erwartung, nach der wir handeln, ist nützlich, oder, um mit Einstein zu reden, praktisch. Denn es erspart uns, alles wieder von vorne zu entwickeln. Wahrnehmung ohne Theorie geht kaum, oder jedenfalls nur in speziell gereinigten Bewusstseinszuständen. Husserl, der Begründer der Phänomenologie, sprach davon, dass wir unsere ganzen Vormeinungen (also „Theorien“) weglassen müssen, wenn wir die Wirklichkeit so wahrnehmen wollen, wie sie ist [1]. Das ist ein hehrer Aufruf, der auch von den spirituellen Meditationstraditionen immer wieder gemacht wird: mentale Konditionierungen loslassen, um ganz im Moment wahrzunehmen, was ist. Wer viel meditiert, schafft das auch hin und wieder. Aber dauernd wäre das wohl zu anstrengend. Wir sind eben auch historische Wesen und bündeln unsere Erfahrung – individuell und kulturell – in innere Modelle der Welt. In der Wissenschaft heißen solche Modelle „Theorien“.

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Entweder–Oder? Nichts von alledem.

Gedanken und neue Daten zu Impfungen, Lockdowns und anderen Merkwürdigkeiten in der Covid-19 Debatte

Das höchste Gut sei Gesundheit, heißt es. Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Genauer gesagt, ob dieser Satz stimmt, hängt vermutlich davon ab, wie wir Gesundheit bestimmen. Landläufige Definitionen gehen von der Abwesenheit von Krankheit aus. Neuere Überlegungen weisen eher darauf hin, dass man auch mit Krankheiten gut leben kann, vorausgesetzt, man kann das tun, was einem wichtig ist. Vielleicht ist dazu vor allem auch eine gewisse Freiheit nötig? Nämlich Freiheit von Angst – die einen meistens hindert an dem, was man gerne täte. Freiheit von materiellen Sorgen – die einen ebenfalls sehr einschränken. Freiheit von Sorgen um die Zukunft – die auch nicht gerade hilfreich sind. Vielleicht ist also gerade Freiheit mindestens ebenso wichtig wie Gesundheit, genauer gesagt ein wichtiger Aspekt von Gesundheit? Wie würden wir einen Menschen charakterisieren, der körperlich gesund in einer Zelle auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartet, obwohl er vielleicht sogar unschuldig verurteilt wurde? Gesund? Armselig? Auch das wird vielleicht gar nicht so leicht feststellbar sein.

Ich weise mit dieser kleinen Denkübung darauf hin, dass die viel betriebene Praxis, Werte gegeneinander zu setzen, nicht zielführend ist. Man kann nicht Gesundheit gegen Freiheit setzen und umgekehrt. Der „entweder-oder“-Denkstil, darauf habe ich schon öfter hingewiesen, führt bei komplexen Fragen fast immer in die Irre. Denn das „entweder – oder“, das wir aus der zweiwertigen, aristotelischen Logik kennen und dem Maschinen folgen, hilft nur bei der Lösung sehr fest umrissener Fragen, die man mit Aussagelogik abbilden kann. Die tiefen Lebensfragen sind meistens komplexer und benötigen einen Denkstil, der inklusiv ist, oder dialektisch, oder meinethalben komplementär [1]. Also einen Denkstil, der imstande ist, das Gegenteil mitzudenken und irgendwie einzuschließen und so entweder zu etwas Neuem oder zu einer Synthese zu finden.

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Zwei Bücher, die den Hintergrund der Corona-Pandemie beleuchten

Teil 1: Tom Lausen & Walter van Rossum (2021) Die Intensivmafia. Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten. München: Rubikon; 18 € (Buch bei Buchkomplizen)

Teil 2: Robert F. Kennedy Jr. (2021) The Real Anthony Fauci. Bill Gates, Big Pharma, and the Global War on Democracy and Public Health. New York: Skyhorse Publishing. Deutsch in Kürze: Das wahre Gesicht des Dr. Fauci. Rottenburg: Kopp-Verlag; 29,99 € (Buch beim Kopp-Verlag)

Teil 1: Lausen et al – Die Intensivmafia

Gestern erreichte mich ein 30 Sekunden-Video Clip. Er stammt aus einer langen Pressekonferenz zur Impfpflicht in Österreich. Dort, bei 1:46:16, sagt die österreichische Justizministerin über die Impfpflicht, alle Experten wären einer Meinung: „Das ist der einzige Weg raus aus der Demokratie“. Das war natürlich ein freudscher Versprecher. Sie korrigiert sich hinterher auch. Aber freudsche Versprecher, das hatte Freud bemerkt und in seiner „Pathologie des Alltagslebens“ beschrieben, haben es in sich. Hier zeigt das Unbewusste gegen den bewussten Willen des Sprechers, was er eigentlich sagen will, oder was er, bzw. in dem Fall sie, verbergen will. Ich würde vermuten, dass die österreichische Justizministerin genau weiß, dass diese Scharade um die Impfpflicht alles andere als demokratisch, alles andere als sinnvoll ist, und dass uns dieser Weg in der Tat „raus aus der Demokratie“ hinein in eine Art Gesundheitsfaschismus führen wird, wie ihn Juli Zeh vor Jahren schon beschrieben hat [1]. Die Oberfläche ist das weit verbreitete Narrativ vom Killervirus, dem nur mit einer Impfung beizukommen ist. Dahinter steckt eine Agenda. Ob dies eine Agenda von Kollateralnutzern ist, die davon profitieren, oder eine politische Agenda anderer Natur, ist schwer zu entscheiden. Von dieser Wirklichkeit unter der Oberfläche handeln diese beiden Bücher, die ich hier besprechen will. Ich bespreche sie bewusst gemeinsam, weil sie beide diese Hintergrundwirklichkeit auf unterschiedliche Weise ansprechen und daher auch deutlich machen, dass es u.U. viele Erklärungen gibt, die sich nicht unbedingt ausschließen müssen.

Für Leser mit wenig Zeit: Ich kann beide Bücher empfehlen. Das Buch von Lausen und van Rossum ist kurz, knackig und auch bei einem Glas Bier oder Wein zu lesen (schadet vielleicht auch nicht, denn der Inhalt ist gruselig). Wein und Bier zur Lektüre des Buches von Kennedy würde ich nicht empfehlen. Dazu hat es zu viel detaillierten Inhalt, den man sonst nicht verdauen kann und außerdem ist man besoffen, bis man durch ist. Denn es hat in der englischen Fassung 450 eng bedruckte Seiten; die deutsche kommt demnächst auf den Markt. Ich habe 2 volle Tage dran gesessen und es von vorne bis hinten gelesen – und mir auch viele der ca. 2.200 Referenzen angesehen, die es stützen.

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Warum lassen sich die Deutschen impfen…

…und was unterscheidet Impfbereite von Zögerern? Unsere repräsentative Umfrage ist verfügbar

Mich hat interessiert, warum sich Menschen in Deutschland impfen lassen, welches ihre wichtigsten Motive sind und auch, warum sich Menschen nicht impfen lassen. Außerdem interessiert mich natürlich die Frage: Was genau unterscheidet diese beiden Gruppen?

Für eilige Leser: Der wichtigste Grund sich impfen zu lassen ist bei 60 % Angst vor der Erkrankung Covid-19. Der zweitwichtigste Grund ist bei 30 % der Wunsch, wieder ein normales Leben zu führen. Der wichtigste Grund sich nicht impfen zu lassen ist bei 40 %, dass sie sich nicht mit Stoffen behandeln lassen wollten, deren Langzeitwirkungen unklar sind und bei beinahe 40 % ist der zweitwichtigste Grund die Angst vor Nebenwirkungen. Die beiden Gruppen kann man mit einem logistischen Regressionsmodell sehr gut voneinander trennen. Diejenigen, die bereit sind, sich impfen zu lassen, unterscheiden sich von den Zögerern: Sie haben einen höheren Wert auf einer „Orthodoxie-Skala“, die ich eigens für solche Zwecke entwickelt habe und bei unserer Immunologenumfrage validiert habe. Sie informieren sich tendenziell nicht über die wissenschaftliche Originalliteratur, sondern eher durch die klassischen Medien. Dieses Modell hat eine relativ gute Genauigkeit und kann 78 % der Leute richtig zuordnen.

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