Ich habe mich in den letzten Tagen an eine Episode aus
meiner Studentenzeit erinnert gefühlt. Ich war damals ein Jahr in London zum
Studium und spielte im Orchester der Universität Oboe. Wir probten eine
ziemlich heikle Symphonie von Schostakowitsch. Die erste Seite der Partie war
schon komplex. Ich blätterte um und fiel fast vom Stuhl: zwei Seiten nichts als
Sechzehntelnoten in relativ raschem Allegro-Tempo, alles schwarz, sozusagen. Es
war eigentlich chancenlos das gut zu spielen, selbst wenn man es geübt hatte,
und vom Blatt war es praktisch unmöglich. Schon nach den ersten Takten war ich
verzweifelt. Da fiel mein Blick auf eine fette Bleistiftnotiz, die irgendein
Vorgänger oben auf die Noten geschrieben hatte:
„DON’T PANIC!“
stand da: „Nur keine Panik!“. Ich erinnere mich noch gut,
wie mich allein dieser Spruch beruhigte. Zwar machte ich immer noch Fehler,
aber ich war nun in der Lage, mich fürs Erste durch diese schwere Passage zu
schummeln, ohne den Anschluss zu verlieren.
Das scheint mir im Moment das Wichtigste zu sein: nur keine
Panik. Diese Realisierung hat mich damals gerettet. Sie hat die Noten nicht
leichter gemacht, das Tempo nicht langsamer, die Technikanforderungen nicht
anders. Aber sie hat durch die Beruhigung dazu beigetragen, dass alles nicht
mehr ganz so dramatisch war.
Das Wichtigste, was wir jetzt brauchen ist: raus aus dem
Panikmodus. Das Nächste ist, sich die Fakten aus einer gewissen Distanz und mit
etwas Nüchternheit anzusehen. Was macht diese Corona-Virus Pandemie? Wie
gefährlich, wie tödlich ist sie? Für wen? Wie lange?
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