Placebologie – das Ende einer Ära?

Vor kurzem war ich auf einer Tagung zum Thema „Placebo“ eingeladen, die das Ethik-Zentrum der Universität Zürich auf dem Monte Veritá in Ascona veranstaltete. Etwa 80 Leute waren da versammelt, darunter viele von denen, die sich schon seit Jahren Gedanken über die Wirkung und Wirkungsweise von Placebos machen. „Placebos“ sind ja jene Substanzen, die in klinischen Studien zur Kontrolle eingesetzt werden. Sie enthalten keine pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffe und dienen daher dazu, die sogenannten „Kontexteffekte“, die „Erwartungseffekte“ oder allgemeiner: die psychologischen Effekte abzupuffern, die bei jeder Behandlung entstehen, damit man die „reine“ Wirkung einer Substanz beurteilen kann.

Dieses Vorgehen läutete in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die pharmakologische Ära ein. Sie verhieß, dass bald für alle möglichen Krankheiten eine pharmakologische Substanz vorhanden sein würde, die sie heilen kann. Die ersten wirksamen Arzneimittel dieses Typs waren, nach den Opiaten zur Schmerzbehandlung, die Antibiotika. Diesen folgten viele andere. Immer mußte man ihre Wirksamkeit nachweisen. Sie müssen wirksamer sein als der Behandlungskontext, also wirksamer als Placebo.

Interessanterweise ist nun das Placebo, genauer gesagt: die therapeutischen Prozesse, die durch Placbobehandlungen ausgelöst werden, in den Focus der Wissenschaft geraten.

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Wir sind die Speerspitze der Aufklärung – TAZ-Interview

[…] Was macht Ihr Institut für Trans­kulturelle Gesund­heits­wissen­schaften? “Es ist der Versuch, kultur­wissen­schaft­liche und geistes­wissen­schaft­liche Reflexionen auf medizinisches Handeln und medizinische Inhalte anzuwenden. Das ist ein postgradualer Studiengang. Das heißt, wir haben es mit fertig ausgebildeten Leuten zutun, Mediziner meistens, aber auch Apotheker und Psychologen. Kommunikation, Beziehungs­aspekte stehen dabei im Mittelpunkt. Diese sind zentral bei … Weiterlesen

Medien und Komplementärmedizin

„Ist die Berichterstattung über die Homöopathie fair?“

Anfang November 2010 war ich ein­ge­laden, auf der Jahres­tagung der Fach­journa­listen in Deutsch­land an einem Podium zum Thema „Ist die Bericht­erstattung über die Homöo­pathie fair?“ teil­zu­nehmen. Jeder durfte ein Eröffnungs­wort sprechen. Ich hatte kurze Zeit vorher einen Artikel in die Hände bekommen, der von „Gesund­heits­wisse­nschaft­lichen Kon­tro­ver­sen als Heraus­forder­ung“ handelt (1).

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