Open Access: Editorial zu „Complementary Medicine Research“ 2017

Die Zeitschrift „Forschende Komplementärmedizin“ erscheint seit 2017 mit dem englischen Titel „Complementary Medicine Research“. Hier ist der Link zu meinem ersten Editorial, das frei verfügbar ist. Manchmal ist ein bisschen Geschichte ganz hilfreich. Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2017. http://www.karger.com/Article/Abstract/458145

Bröckelnde Mythen – Der Cholesterin-Mythos schmilzt dahin: Ein Lust- oder Schelmenstück in 5 Akten (Teil 2 – Akt 4-5)

Medizinische Mythen schmelzen dahin. Das habe ich bereits in Bezug auf den Mythos der biologischen Psychiatrie, dass psychische Störungen reine Gehirnkrankheiten sind, gezeigt. Den Artikel zum Cholesterin-Mythos [Teil 1 – Akt 1-3] – schliesse ich heute mit Akt 4 und 5 ab.
4. Akt – Die Verwirrung um das Cholesterin und die Lipidsenker: Heilsame Medizin … Weiterlesen

Bröckelnde Mythen – Der Cholesterin-Mythos schmilzt dahin: Ein Lust- oder Schelmenstück in 5 Akten (Teil 1 – Akt 1-3)

Im letzten Beitrag https://harald-walach.de/2016/12/06/rezepte-gegen-die-angst-lebensstil-und-ernaehrungstherapie-bei-depression-und-angsstoerungen/ habe ich gezeigt, wie der Mythos der biologischen Psychiatrie, dass psychische Störungen reine Gehirnkrankheiten sind, zu bröckeln beginnt. Aber auch andere medizinische Mythen schmelzen dahin. Heute: Der Cholesterin-Mythos Akt 1-3

Nur selten schafft es historische Forschung in den heiligen Gral der besten klinisch-medizinischen Zeitschriften. Die brandneue Arbeit von Kearns und Kollegen [1]  http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2548255 wurde aufgenommen und gleich durch ein flankierendes Editorial extra gewürdigt [2] http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2548251 .

Vorspiel

Die Arbeit zeigt an historischen Dokumenten aus der University of Illinois und der Harvard School of Public Health, dass die Zuckerindustrie ab 1960 begonnen hat, die Forschung manchmal subtil, manchmal durchaus erkennbar dahingehend zu beeinflussen, dass verstärkt Fett, vor allem gesättigte Fettsäuren, und weniger Zucker als der böse Bube der Ernährungsforschung in den Fokus genommen wurde. Was war geschehen? Anfang der 60er Jahre zeichnete sich ab, dass eine erhöhte Zufuhr von Zucker höchstwahrscheinlich einen wichtigen Anteil an der steigenden Mortalität an Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte. Der britische Epidemiologe John Yudkin hatte diesen Gedanken verbreitet und die Daten sprachen dafür. Auf der anderen Seite standen Verfechter der Lipidhypothese wie Ancel Keys, die dachten, Fette, vor allem gesättigte Fettsäuren aus tierischen Quellen, wie Butter, Schmalz, Käse, Wurst, Fleisch, Eier, seien der Sündenbock. Wie wir heute wissen setzte sich Ancel Keys durch und schrieb bei allen Ernährungsrichtlinien in den USA fleißig mit, und wie wir auch wissen, waren die Daten, aufgrund derer dies geschah dünner als das erste Eis im Dezember [3]. Was wir nicht wissen, ist wie es dazu kam, und das beschreibt dieser Artikel minutiös.

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Rezepte gegen die Angst – Lebensstil- und Ernährungstherapie bei Depression und Angsstörungen

Ein Buchbesprechungsessay

Wir leben in interessanten Zeiten: Mythen bröckeln wie die Sandburgen am Strand in der Flut. Eine dieser Mythen ist das Bild der biologischen Psychiatrie, dass psychische Störungen reine Gehirnkrankheiten sind. Transmitterstörungen, die man mit der entsprechenden Kombination von Psychopharmaka wieder ausbessern kann, so wie man in ein Auto Öl nachfüllt oder Bremsflüssigkeit.
Und schon ist die Angst weg, die Depression verschwunden.

Brogan, Kelly (with Kristin Loberg) (2016): A Mind of Your Own – The Truth About Depression and How Women Can Heal Their Bodies to Reclaim Their Lives. New York: Harper Collins. ISBN 978-0-06-240557-9. USD 26.99 (Hardcover), 337 Seiten.

Bolland, Axel (2016): Pro Gesundheit – Contra Gluten: Die Bedeutung der Gluten- und Vollkornintoleranz in der integralen Medizin. Kulmbach: ML Verlag. ISBN 978-3-944002-08-8; 29,95 € (Hardcover), 272 Seiten.

Happy-Pills gehören neben den Neuroleptika zu den in Amerika meistverschriebenen Arzneimitteln [1, 2]. Dass man versucht, psychologische und psychiatrische Störungen als Neurotransmitterstörungen zu verstehen und pharmakologisch zu behandeln ist eine relativ neue Entwicklung. Das war nicht immer so, und wenn man den Autoren der Bücher glauben will, die ich hier bespreche, wird es auch bald damit zu Ende sein.

Bevor wir auf die Argumente in den Büchern eingehen ist es vielleicht nützlich zu überlegen, wie es überhaupt zum modernen Mythos von der Gehirnerkrankung kam. Früher, so vor ca. 80 Jahren, wurden psychische Störungen und psychiatrische Erkrankungen entweder im Rahmen des von Breuer und anderen favorisierten Konstitutionsmodells verstanden und konservativ behandelt – Zusprache, Kontakt, Beschäftigungstherapie – oder psychoanalytisch als Folge von traumatischen Belastungen oder Entwicklungskrisen.

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Krebs: die modernen Mythen von der Macht unserer Medizin

Ich bin in letzter Zeit gleich mehrfach mit dem Thema „Krebs“ konfrontiert worden. Eine Studienkollegin, die mit mir studiert hat und ein Jahr jünger ist als ich, verstarb gerade an Krebs; letzte Woche war ich bei ihrer Abdankungsfeier. Die Chemotherapie konnte ihr noch etwas an Lebenszeit schenken, aber geheilt wurde sie nicht.

Anlässlich des Journal Clubs unserer Zeitschrift „Forschende Komplementärmedizin“, den man übrigens frei herunterladen kann, habe ich mich mit den Studien beschäftigt, die der homöopathische Arzt und Internist Prof. Frass in Wien gemacht hat. Er hat, kurz zusammengefasst, die erste größere Kohorte Krebspatienten untersucht, die er zusätzlich zur konventionellen Behandlung mit Homöopathie behandelt hat – und sie in einem historischen Vergleich konventionell behandelten Patienten gegenübergestellt [1]. Dabei hat er nur solche Krebsarten genommen, die eine extrem schlechte Prognose hatten. Er fand dabei einen statistisch gesicherten Überlebensvorteil.

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