Also Du, so blau ist der Himmel schon lang nimmer g’wesen, findst net? Keine Flieger am Himmel, a herrliche Ruh. Wenn man’s recht bedenkt, dann hat dieser kleine Viruskerl, den keiner sieht, mehr in kürzerer Zeit g’schafft als die Gretl mit ihrer Schulschwänzerbande, oder? Die ham doch immer g’wollt, dass die Leut‘ aufhören mit am Fliegen und Autofahr’n und Energie verpulvern. Und? Jetzt hammer’s doch, oder? Die Flugzeug stehen reihenweis in der Gegend rum, jedenfalls in der Luft sind sie nicht, sonst tät mer’s ja sehen.
Autos fahren auch keine mehr und wenn I jetzt g’scheit rechnen könnt, Du, dann könnt ich Dir garantiert ausrechnen, dass mer jetzt in dene 6 Virus-Wochen so viel gspart ham, wie es keine Regierung der Welt und keine UNO der Welt ‚hinbrächt hätt, oder? Die Regierungen hätten es in 10, ja was sag i, in 100 Jahr net g’schafft Flieger am Boden z’lassen. Und jetzt? Des Virus sagt, schnipp, und alles ist ruhig.
Und alle heiligen Küh dieser Welt werden plötzlich g’schlachtet, oder net? Jetzt gibt’s Geld ohne End für alle, Grundeinkommen, keine Diskussion mehr. Kredite für die, wo plötzlich in Not sind, kein Thema. Die Eltern dürfen plötzlich zuhaus‘ arbeiten bei die Kinder und die freuen sich, naja, manche wenigstens, dass die Eltern daheim sind. Der Papa muss net jeden Tag 60 km hin und her gondeln. Was das Benzin spart, Du. Rechne das mal zs‘amm über a paar Wochen. Des is an Haufen Dioxid und Schadstoffe, die wo da net ausblasen werden.
Ich find, des ist eigentlich grandios, wenn Du’s a mal von derer Seite siehst, oder? Naja, klar, es hat natürlich auch negative Auswirkungen, logisch. Du kriegst doch nie auf der Welt irgendwo was, was nur gut ist. Da ist immer ein kleiner Haken dabei, oder a großer je nachdem. Jetzt hammer halt den Haken mit die viele Kranke und Tote. Aber wenn des mal hinter uns ist, Du, dann wird uns dieser Virus wirklich was g’schenkt ham, des glaub mir. Dann hammer plötzlich Sachen g’macht, von denen hätten wir nie gedacht mir können’s. Des is a bissel so, wie wenn Du denkst Du kannst net klettern. Plötzlich kommt der fette Rottweiler von nebenan und Du weisst, der is schneller wie Du und wenn Du net in nullkommanix auf dem Baum oben bist, hast a Stück vom Arsch weg und zack, bist scho oben auch und unten randaliert der Rottweiler. Und so hast Klettern g’lernt, ohne dass weisst wie.
Aber wahrscheinlich ist es wirklich so wie mit alle guten Sachen, die ham auch ihre problematischen Seiten, so a Skyllerribdis wie die gescheiten Leut sagen, wo dir raussuchen musst, ersaufen oder zerschellen, oder wenn d’Glück hast kommst grad so zwischendurch. Jedenfalls simmer auf jeden Fall und ohne Frage in die globale Hitzewelle unterwegs gwesen, da hat diese Gretl scho recht g’habt und des Virus hat uns jetzt gerettet, erst a mal. Jetzt schau mer mal, ob auf der anderen Seite die Eiszeit wartet. Des kannst wahrscheinlich von so am Retter net verlangen, dass er dich nicht nur vor der Gefahr bewahrt, sondern gleich auch noch auf einem Federpolster durch diese Skyllerribdis durchträgt, wenn Du zu deppert bist selber durch zu schippern, oder?
Du, und vielleicht hat der Hundling, der Chines, no a paar solche Feinde auf Lager, die dann notgedrungen zu unsere Freund werden, indem’s uns zwingen Sachen zu tun, die eigentlich notwendig sind, die aber keiner so gern macht. Des is a weng wie mit dem Aufräumen in der Werkstatt. Da hab ich neulich den Stichel g’sucht und ums Verrecken net gfunden. Ich bin so fuchsig worden, dass ich alles runterg’haut hab. Die ganze Werkstatt war ein einziger Saustall. Du, und dann hab ich halt aufräumen müssen, ob’s mir passt hat oder net, sonst hätt ich gar nix mehr gfunden und am End: herrliche Ordnung, der Stichel war wieder da, alles hast wieder schön an seinem Platz g’habt und die Lisa, meine Frau, hat mir sogar noch ein Bussi geben, weil sie sich so gfreut hat, dass ich endlich aufgräumt hab.
Wirst scho sehn, am End schreibt der Steinmeier noch a Dankesrede an den unbekannten Freund, den Virus: „Im Namen des deutschen Volkes danken wir Dir, o Virus, dass Du uns zu unserem Glück gezwungen hast. Zu Tränen gerührt stehen wir da, vor den Trümmern unserer Werkstatt, aber unter blauen Himmel…“ naja, Du weisst schon, was ich mein. So Redenschreiben is net meins.
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