Video-Dokumentation des Symposiums „Weniger ist mehr“

Ein volles Haus von Besuchern hatte unser Symposium angezogen, das kurz vor Pfingsten, am 22. Mai 2015, in der Berliner Repräsentanz der Bosch-Stiftung – mit freundlicher Unterstützung der Carl und Veronica Carstens Stiftung – stattfand. Gastgeber war Prof. Robert Jütte, Leiter des Institut der Geschichte der Medizin (IGM) der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart. Er organisierte zusammen … Weiterlesen

Von der Kunst nichts zu tun – Einige Gedanken und eine Einladung zu einem Symposion

Wir veranstalten am 22. Mai 2015, einem Freitag Nachmittag, in den Räumen der Berliner Repräsentanz der Robert-Bosch-Stiftung mit Unterstützung der Carstens-Stiftung ein Symposion, in dem wir den Fragen, die ich hier anschneide, nachgehen wollen: Ist im medizinischen Kontext – und vielleicht auch anderswo – Nicht-Handeln vielleicht manchmal sogar besser als Handeln und Intervenieren? Wie kommt es, dass wir uns überhaupt diese Frage stellen und stellen müssen? Und warum fällt es uns so schwer? Das Symposion ist frei und für alle zugänglich, allerdings ist eine Anmeldung nötig, der Einladungsflyer dient dann als Eintrittskarte.

Peter C. Gøtzsche, dessen Buch „Deadly Medicines“ ich vor einer Weile besprochen habe und das jetzt auch auf Deutsch vorliegt eröffnet den Reigen. Er vertritt ja bekanntlich die These, dass wir über die meisten Medikamente viel zu wenig wissen, dass die wenigsten wirklich effektiv sind und die meisten zu viele Nebenwirkungen haben, so dass Nebenwirkungen von Medikamenten mittlerweile die Todesursache Nummer 3 in den westlichen Ländern seien.

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Warum wir ein Modell für nicht-lokale Effekte benötigen und wofür

Deutscher Begleittext zu
„Parapsychological Phenomena as Examples of Generalized
Nonlocal Correlations—A Theoretical Framework“
HARALD WALACH, WALTER VON LUCADOU, HARTMANN RÖMER

Eines des beliebtesten Vorurteile aller Zeiten ist es zu glauben, dass gerade wir, die wir jetzt leben „modern“ sind im Vergleich zu denen, die vor uns waren, und dass es wir also besser können und besser gemacht haben als diese. Das sieht man daran, dass der Begriff „die Modernen“ schon im Mittelalter von den scholastischen Philosophen für sich selbst verwendet wurde, um etwas altbackene Autoren zu kennzeichnen, gegen die man sich gerne abgrenzte. Umgekehrt kommt auch der Topos immer wieder vor, dass früher alles viel schöner war und die Heutigen, die Modernen viel schlimmer sind als alles, was früher war, in den goldenen Zeiten also. Einen solchen Topos findet man schon bei dem athenischen Redner Demosthenes, der sich über die Untugend der Jugend beschwert. Keine der beiden Sichtweisen ist besonders sinnvoll. Denn wir machen Fortschritte auf manchen Gebieten, Rückschritte auf anderen, treten auf der Stelle auf wieder anderen, und wie man den Erfolg summarisch bemessen sollte ist aus meiner Sicht extrem schwierig (siehe meinen Blog zum „Fortschritt“).

So ist es auch mit unserem „modernen wissenschaftlichen Weltbild“. Es gibt nicht wenige Zeitgenossen, die diesen Begriff als Chiffre dafür verstehen, dass wir heute bestimmte Dinge unhintergehbar wissen und festgestellt haben und es deshalb andere Dinge mit Sicherheit nicht geben wird oder kann. Zu den Dingen, die wir zu wissen scheinen gehört die Vorstellung, dass unser Universum kausal durchstrukturiert und durchdeterminiert ist. Daraus leiten manche dann die Idee ab, dass unser Bewusstsein als eigene Entität lediglich abgeleitet von der Materie vorstellbar ist und also auch die Fähigkeit, sich mehr oder weniger frei für etwas zu entscheiden auch nur eine Art wohlwollender Täuschung eines kausal geschlossenen Universums ist. Sie sagen, dass das Universum dem Bewusstsein des Menschen vorgaukelt, es sei ein Akteur, wo es doch bloß eine zuschauende Instanz ist, die vom deterministisch und kausal geschlossenen Universum seine Handlungsoptionen empfängt und umsetzt.

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Kann man Fortschritt ingenieurtechnisch erzeugen?

Ich führe gerade im Rahmen eines Evaluationsprojektes Interviews durch und habe unlängst von meinen Interviewpartnern im Gesundheitsamt von Berlin Tempelhof-Schöneberg gelernt: wenn Mitarbeiter des Gesundheitsamtes einen Brief aus dem Amt in Lichtenrade in die Außenbezirke des gleichen Bezirks schicken wollen, mit einem Postunternehmen, das einen Cent billiger ist als die normale Post, dann sammelt dieses Unternehmen die Briefe und trägt erst aus, wenn es in der Straße oder im Bezirk etwas mehr zum Zustellen gibt. Und das kann dann schon mal 8 bis 9 Tage dauern. In Berlin. Im 21. Jahrhundert. Im gleichen Bezirk. Fortschritt?

Das ist ja jetzt nur ein winziges Beispiel; ich bin sicher, wenn ich eine Webseite aufmachen würde, bei der sich alle Zeitgenossen über ihre Erfahrungen in Sachen Fortschritt ausweinen könnten, wäre bald ein buntes Sammelsurium abstruser Geschichten zusammen, die der Briefpost von Lichtenrade Mitte nach Lichtenrade Randbezirke in nichts nachstehen. [1]

Ich bin nicht gegen Fortschritt. Der ist ja bekanntlich nicht aufzuhalten, und alle Fortschrittsgläubigen blasen ja ins Jagdhorn des frohen Morgen, an dem alles anders und vor allem besser wird. Nur stimmt das denn wirklich, frage ich mich manchmal?

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