Ein runder Coronatisch?

Angst, Politik, Zivilcourage: Corona – Gedanken zu einem wichtigen Buch

Angst, Politik, Zivilcourage – Rückschau auf die Corona-Krise (hrsg. v. T.A. Seidel & S. Kleinschmidt, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2023, 309 Seiten, 39 Euro, ISBN 978-3-374-07463-1)

Ich habe ein Buchbesprechungessay zu diesem Buch geschrieben, das vor Kurzem auf Achgut publiziert wurde und das ich allen Lesern sehr empfehlen kann.

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Ein Mittelweg in schwierigen Zeiten

In der Coronakrise zwischen der Skylla der Leichtgläubigkeit und der Charybdis der Verschwörungstheorien segeln

Gedanken zu Mattias Desmets neuem Buch „The Psychology of Totalitarianism“ (London: Chelsea Green, 2022, 231 Seiten, 32,50 €, hardcover)

In der Coronakrise sieht man im Wesentlichen zwei Lager: Diejenigen, die das Mainstream-Narrativ vom Coronavirus weitgehend für wahr halten und diejenigen, die dieses Narrativ – manchmal laut, manchmal leise – hinterfragen. Die erste Gruppe nenne ich im Folgenden, der Einfachheit halber, die Gläubigen, die anderen die Zweifler.

Die Zweifler haben meistens ein großes Problem: nämlich zu verstehen, wie es möglich ist, dass so viele ihrer – durchaus intelligenten – Zeitgenossen einem so offensichtlich falschen Narrativ aufsitzen, das die Gläubigen für wahr halten. Zu dieser Gruppe der Zweifler zähle ich mich auch. Viele in dieser Gruppe suchen dann nach Erklärungen und landen dann sehr oft bei dem einen oder anderen Verschwörungsnarrativ. Ein solches Verschwörungsnarrativ erklärt dann, dass irgendeine Gruppe – die Pharmaindustrie, die Finanzindustrie, sinistre Gruppierungen in den Hinterzimmern der Politik, eine Satanistenbande, das World Economic Forum (WEF), eine geheime Weltregierung, die „Eliten“ – das Ganze angezettelt habe, um ihre eigene Agenda voranzubringen. Ich kann gut verstehen, warum Menschen solche Theorien als Erklärung suchen und sie oft für plausibel halten, aber ich persönlich finde sie meist eher unzureichend als Erklärung.

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Kein Beifall aus der Mitte

Das neue Buch #alles dicht machen – 53 Videos und eine gestörte Gesellschaft, herausgegeben von Michael Meyen, Carsten Gansel, Daria Gordeeva, Berlin: Oval Media, 428 S., 24 €; ISBN 978-3-949559-07-5

Ich habe Angst vor Beifall aus der Mitte – ich will keine Preise und wenn etablierte Kreise sagen, das, was ich mache, sei gut, dann mache ich was falsch.

Das war schon immer mein implizites Arbeitsmotto, seit ich ca. 1980, also zwei Jahre, nachdem ich zu studieren begonnen habe, verstand, dass fast alle Reform, fast alle Erneuerung, fast jede wichtige neue Wegweisung in der Wissenschaft wie in der Gesellschaft meist vom Rand aus geht. Das mag in Einzelfällen anders sein, aber als Maxime ist dies, finde ich, sowohl historisch als auch wissenschaftstheoretisch sehr brauchbar.

Glauben Sie nicht? Einige Beispiele.

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Zwei Bücher, die den Hintergrund der Corona-Pandemie beleuchten

Teil 1: Tom Lausen & Walter van Rossum (2021) Die Intensivmafia. Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten. München: Rubikon; 18 € (Buch bei Buchkomplizen)

Teil 2: Robert F. Kennedy Jr. (2021) The Real Anthony Fauci. Bill Gates, Big Pharma, and the Global War on Democracy and Public Health. New York: Skyhorse Publishing. Deutsch in Kürze: Das wahre Gesicht des Dr. Fauci. Rottenburg: Kopp-Verlag; 29,99 € (Buch beim Kopp-Verlag)

Teil 1: Lausen et al – Die Intensivmafia

Gestern erreichte mich ein 30 Sekunden-Video Clip. Er stammt aus einer langen Pressekonferenz zur Impfpflicht in Österreich. Dort, bei 1:46:16, sagt die österreichische Justizministerin über die Impfpflicht, alle Experten wären einer Meinung: „Das ist der einzige Weg raus aus der Demokratie“. Das war natürlich ein freudscher Versprecher. Sie korrigiert sich hinterher auch. Aber freudsche Versprecher, das hatte Freud bemerkt und in seiner „Pathologie des Alltagslebens“ beschrieben, haben es in sich. Hier zeigt das Unbewusste gegen den bewussten Willen des Sprechers, was er eigentlich sagen will, oder was er, bzw. in dem Fall sie, verbergen will. Ich würde vermuten, dass die österreichische Justizministerin genau weiß, dass diese Scharade um die Impfpflicht alles andere als demokratisch, alles andere als sinnvoll ist, und dass uns dieser Weg in der Tat „raus aus der Demokratie“ hinein in eine Art Gesundheitsfaschismus führen wird, wie ihn Juli Zeh vor Jahren schon beschrieben hat [1]. Die Oberfläche ist das weit verbreitete Narrativ vom Killervirus, dem nur mit einer Impfung beizukommen ist. Dahinter steckt eine Agenda. Ob dies eine Agenda von Kollateralnutzern ist, die davon profitieren, oder eine politische Agenda anderer Natur, ist schwer zu entscheiden. Von dieser Wirklichkeit unter der Oberfläche handeln diese beiden Bücher, die ich hier besprechen will. Ich bespreche sie bewusst gemeinsam, weil sie beide diese Hintergrundwirklichkeit auf unterschiedliche Weise ansprechen und daher auch deutlich machen, dass es u.U. viele Erklärungen gibt, die sich nicht unbedingt ausschließen müssen.

Für Leser mit wenig Zeit: Ich kann beide Bücher empfehlen. Das Buch von Lausen und van Rossum ist kurz, knackig und auch bei einem Glas Bier oder Wein zu lesen (schadet vielleicht auch nicht, denn der Inhalt ist gruselig). Wein und Bier zur Lektüre des Buches von Kennedy würde ich nicht empfehlen. Dazu hat es zu viel detaillierten Inhalt, den man sonst nicht verdauen kann und außerdem ist man besoffen, bis man durch ist. Denn es hat in der englischen Fassung 450 eng bedruckte Seiten; die deutsche kommt demnächst auf den Markt. Ich habe 2 volle Tage dran gesessen und es von vorne bis hinten gelesen – und mir auch viele der ca. 2.200 Referenzen angesehen, die es stützen.

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